Donnerstag, 28. Januar 2016
Ein Kurzportrait zur EM 2016 von Daniel Marschke - rbb-online.de
Handball spielen lernte er in Belzig, über den VfL Potsdam kam er zu den Füchsen nach Berlin - und jetzt, bei der Europameisterschaft in Polen, gehört Fabian Wiede zu den wichtigsten Spielern im deutschen Team. 17 Tore hat der 22-Jährige schon gemacht. Am Freitagabend gegen Norwegen soll das Wintermärchen weitergehen.
Die deutschen Handballer sind bei der Europameisterschaft in Polen einfach nicht zu stoppen. Im letzten Hauptrunden-Spiel hat die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) am Mittwochabend Dänemark mit 25:23 (12:13) besiegt und sich damit für das Halbfinale am Freitagabend gegen Norwegen qualifiziert.
Füchse-Spieler glänzt mit 17 Treffern
Abgesehen von der Auftakt-Niederlage gegen Spanien, war es der fünfte Sieg im sechsten Spiel - und wieder hatte Fabian Wiede, Rückraumspieler von Handball-Bundesligist Füchse Berlin, maßgeblichen Anteil am Erfolg der DHB-Auswahl. Mit fünf Treffern glänzte der 22-Jährige gegen Dänemark mit einer tollen Bilanz und erzielte fast so viel Tore wie Steffen Fäth von der HSG Wetzlar, der sechsmal erfolgreich war.
Schon gegen Ungarn hatte Wiede ein halbes Dutzend voll gemacht. Insgesamt kamen in sechs Gruppenspielen auf diese Weise 17 Tore zusammen - bei einer Trefferquote von 68 Prozent, der fünfstärkste Wert im deutschen Team. Entsprechend euphorisch sind die Reaktionen bei Fans und Handball-Experten und auch bei DHB-Vizepräsident und Delegationsleiter Bob Hanning.
Fotos: Facebook
"Unglaubliche Leidenschaft"
"Diese Mannschaft spielt ohne Angst, sie spielt mit einer unglaublichen Leidenschaft", sagte der Geschäftsführer der Füchse Berlin am Donnerstag dem rbb. "Von daher sind wir besonders stolz, natürlich auch aus Berliner Sicht", sagte Hanning auf radioBerlin 88,8. Fabian Wiede habe gegen Dänemark "eine unglaubliche Leistung gebracht".
Aber nicht nur die Füchse können stolz auf Wiede sein, schließlich stammt der Nationalspieler aus Bad Belzig (Potsdam-Mittelmark), wo er 1999 mit dem Handballspielen begann. "Fabi kam mit vier Jahren zu uns", sagt Diana Weyhrauch, die Vereinsvorsitzende des Märkischen Ballsportvereins Belzig (MBSV Belzig).
Ein "Rohdiamant" aus der Mark
"Ich habe seinem Vater damals schon gesagt: Der Fabian ist ein Rohdiamant, der muss nur in die richtigen Hände kommen", erinnert sich die Handball-Expertin. So war der Weg beinahe vorgezeichnet. 2006 wechselte Wiede zum 1. VfL Potsdam und von dort drei Jahre später in die Jugend von Handball-Bundesligist Füchse Berlin.
Seitdem ging es weiter steil bergauf: 2012 gab der 1,94 Meter große Handballer sein Debüt in der Bundesliga-Mannschaft, seit 2013 gehört er zum Stammaufgebot der Berliner. Doch der Gewinn des DHB-Pokals 2014 und der sensationelle Sieg im Finale des EHF-Cups 2015 sollen nicht die letzten Höhepunkte in der noch jungen Karriere von Fabian Wiede gewesen sein.
"Fabi spielt super", sagt seine Füchse-Vereinskamerad Paul Drux, der die EM wegen einer Schultverletzung streichen musste. "Bisher konnte ich ihm immer eine Glückwünsch-SMS schicken." Vielleicht kommen bis Sonntag noch zwei weitere hinzu.
Von Daniel Marschke
Donnerstag, 28. Januar 2016
Tobias Reichmann, Fabian Wiede und Co-Trainer Alexander Haase haben entscheidenden Anteil am bisherigen Erfolg der deutschen Handballer bei der EM in Polen. Die drei Brandenburger prägen das Handball-Märchen: Reichmann ist der beste Werfer des Teams, Wiede absoluter Stammspieler und Haase der akribische Analytiker hinter Dagur Sigurdsson.
Potsdam. Die deutschen Handballer schreiben derzeit bei der Europameisterschaft in Polen ein Märchen.
Am Mittwoch zog das Team von Bundestrainer Dagur Sigurdsson durch einen 25:23-Sieg gegen Topfavorit Dänemark ins Halbfinale ein
Norwegen, am heutigen Freitag (18.30 Uhr, ZDF) Gegner im Halbfinale, hat er auf dem Zettel. „Norwegen spielt ein überragendes Turnier, hat Polen, Frankreich und Kroatien geschlagen. Sie haben einen ähnlichen Lauf wie wir. Wir glauben aber auch hier an unsere Chance“, erklärt Haase, der auch sportlicher Leiter des Drittligisten 1. VfL Potsdam ist. Haase: „Der Hunger ist noch nicht gestillt.“
Mittendrin: Drei Brandenburger, die einen entscheidenden Anteil am Erfolg der Nationalmannschaft haben.
Tobias Reichmann, Rangsdorf
„Mister Siebenmeter“ bei der deutschen Nationalmannschaft. Der Rechtsaußen verwandelte 19 von 20 Siebenmetern – eine Weltklasse-Quote. „Ich bin selbst überrascht, wie gut das hier bei der EM funktioniert“, sagt Reichmann, der in Berlin geboren wurde, in Rangsdorf (Teltow-Fläming) aufwuchs und die Cottbuser Sportschule besuchte. Beim polnischen Meister KS Kielce hat er seit eineinhalb Jahren keinen einzigen Siebenmeter geworfen, durch die Verletzung von Kapitän Uwe Gensheimer ist er die Nummer eins beim Siebenmeter.
Seinen wohl bislang wichtigsten verwandelte er beim Stand von 23:23 im entscheidenden Hauptrundenspiel gegen Dänemark am Mittwoch. „Ich habe keine Ahnung, wie es zu dem Zeitpunkt stand. Ich bin an diesen Siebenmeter so rangegangen wie an jeden anderen auch. Ich bin einfach nur glücklich, dass der reingegangen ist“, sagt er.
Reichmann, der mit dem THW Kiel sowohl deutscher Meister als auch Champions-League-Sieger wurde, ist mit 33 Toren mit Abstand der beste Werfer des deutschen Teams. „Tobias ist ein Weltklasse-Spieler. Ich kenne niemanden in der Handballwelt, der so hoch springen kann“, sagt DHB-Teammanager Oliver Roggisch über Reichmann. Sowohl gegen Schweden (9 Tore) als auch gegen Slowenien (5) war Reichmann bester DHB-Torschütze.
Fabian Wiede, Bad Belzig
Nicht minder torgefährlich ist bei dieser EM auch Fabian Wiede. Der 21-Jährige von Bundesligist Füchse Berlin warf gegen Dänemark seine Turniertore 13 bis 17, darunter der letzte Treffer zum 25:23-Endstand. „Beide machen ihre Sache hervorragend, glänzen als Vollstrecker, sind aber auch insgesamt wichtige Eckpfeiler des Teams. Beide spielen eine ganz starke EM“, sagt Nationalmannschafts-Co-Trainer Alexander Haase über die beiden Brandenburger.
Der rechte Rückraumspieler hatte bislang knapp dreieinhalb Stunden Einsatzzeit und gehört bei seinem ersten großen Turnier gleich zu den Stammspielern der DHB-Auswahl. Gegen Ungarn war Wiede (6) bester Werfer des deutschen Teams – damit waren in drei von sechs Spielen Wiede oder Reichmann am häufigsten erfolgreich.
Alexander Haase, Potsdam
Der akribische Analytiker hinter Bundestrainer Dagur Sigurdsson. Haase ist schon längere Zeit ein enger Vertrauter des Isländers, bis 2013 war er bereits Sigurdssons Co-Trainer bei den Füchsen Berlin. Kurz vor der Weltmeisterschaft in Katar 2015 wurde Haase, gemeinsam mit Axel Kromer, Co-Trainer der Nationalmannschaft. Beim Sieg gegen Schweden überzeugten beide Sigurdsson von einem Taktik-Wechsel – mit Erfolg. Und schon vor dem Dänemark-Spiel kündigte der Potsdamer an, dass sie einen speziellen Plan ausgetüftelt haben. „Der stetige Wechsel des Abwehrsystems war ein Teil davon. Wir wussten, dass wir unsere Chance bekommen werden. Wir wollten dann einfach bereit sein. Und das waren wir“, sagt der 39-Jährige.
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